„Ich stand auf und ging rasch und energisch in Richtung einer schlechten Idee.“
Goebels Hauptfigur James Weinbach besucht die Abschlussklasse einer Highschool in Kentucky. Sein großer Traum ist Schriftsteller zu werden. Und zwar so berühmt, um sich aus der Kleinstadt und deren oberflächlichen Gesellschaft herauszuschreiben.
Der 430 Seiten lange Roman berichtet über einen einzigen Schultag im Jahr 1999 aus der Sicht von James. Der Höhepunkt des Tages ist für ihn der Kurs Kreatives Schreiben, in dem sein eigener Text besprochen werden soll.
Fest davon überzeugt, dass ihn niemand mag, spinnt er Verschwörungstheorien gegen sich selbst. Er verteufelt seine Mitschüler und ihre pubertierenden Oberflächlichkeiten, sodass er beschießt den Abschlussball zu boykottieren, um der sexistischen Spaßgesellschaft eine Lektion zu erteilen.
Lieblingssätze:
James: „All das erinnerte mich daran, wie sinnlos es wäre, meinem Traum zu folgen, Romancier zu werden. In der Welt der ‚Großen Dummen Hurerei‘ war ein Buch kaum mehr als eine unnütze Antiquität.“
Chloe: „…weil du dem romantischen Irrglauben unterliegst, die ganze Welt hätte es auf dich abgesehen, aber das stimmt nicht.“
Lieblingszitat:
„Ich stand auf und ging rasch und energisch in Richtung einer schlechten Idee.“
Fazit: James Weinbach ist einer der spannendsten und widersprüchlichsten Charaktere der mir seit langer Zeit in der Literatur begegnet ist. Am ehesten würde ich ihn als melancholischen Rebell bezeichnen, der in der heutigen Zeit vergeblich moralische Werte sucht. Und dabei den Leser erkennen lässt, dass die Menschheit trotz Wunsch nach Individualität und Selbstdarstellung eines wieder vereint: unsere Sehnsüchte und Triebe. Absolute Leseempfehlung!
Wertung: 5/5 Sterne
Gelesen: Oktober 2016
Erschienen 2014 als Taschenbuch im Diogenes Verlag
Ein Gedanke zu “Ich gegen Osborne * Joey Goebel”