Spinner * Benedict Wells

„Es ist immer besser, etwas zu bereuen, was man getan hat, als etwas, was man nicht getan hat.“

Wells schrieb Spinner, seinem eigentlichen Erstlingsroman, mit 19 Jahren. Sein Protagonist Jesper Lier, ebenfalls im gleichen Alter, ist nach dem Abitur von München nach Berlin gezogen. Nach dem Tod seines Vaters versucht er sich in der Fremde eine Zukunft als Schriftsteller aufzubauen.

Jesper: „Das Schreiben war mein Joker gewesen, jetzt würde ich mich dem wirklichen Leben stellen müssen, und das wirkliche Leben schien eine Nummer zu groß für mich.“

In dem Roman geht der Leser eine Woche lang mit Wells Hauptfigur scheinbar orientierungslos durch Berlins Höhen und Tiefen und Jespers Abgründe. Durch die vielen Wendungen schafft es der Autor die Spannung aufrecht zu erhalten. Teilweise sind die Geschehnisse so skurril, aber doch glaubhaft. Manchmal ist der Roman leise und poetisch. Dann wieder laut und schnell, aber niemals leicht.

Es heißt oft, ein Erstlingsroman eines Autors wäre eher autobiografisch. Ob es sich bei Wells ersten Roman, der nach drei großartigen Werken von ihm nochmals überarbeitet und neu veröffentlicht wurde, um ein autobiographisches Werk handelt oder nicht, können wir nicht „beweisen“. Doch steckt in der Figur von Jesper eben viel von einem romantischen Helden, der seinen Weg sucht und sich vom Leben treiben lässt. Eben auch in die dunkelsten Ecken der Psyche.

Lieblingssätze:

Jesper: „Ich hatte eine unsichtbare Linie überschritten und stand nun auf der anderen Seite.“

Born: „Es ist immer besser, etwas zu bereuen, was man getan hat, als etwas, was man nicht getan hat.“

Lieblingszitat:

„Ich hatte den Tod ohnehin nicht verdient, ich konnte ihn doch gar nicht bezahlen, denn er kostete das Leben, und davon hatte ich selbst noch viel zu wenig.“

Fazit: Ob Wells nun seinen ersten Roman von Tag bis Nacht oder wie Jesper von abends bis morgens schrieb, erfahren wir nicht. Jedenfalls merkt man dem Roman an, dass in den verfassten Worten viel Jugend steckt und eben deswegen auch den jungen Leser erreicht. Verglichen mit „Vom Ende der Einsamkeit“ und „Fast genial“ gebe ich Wells „Spinner“ 4 von 5 Sternen.

  • Roman
  • erschienen als Taschenbuch im Diogenes Verlag 2010 und 2016
  • gelesen Nov 2016 & Jan 2017
  • persönliche Wertung:  4/5 Sterne

2 Gedanken zu “Spinner * Benedict Wells

  1. Ich fand Spinner toll! Hat mir sogar besser gefallen als Vom Ende der Einsamkeit und Fast genial. Vielleicht liegt es auch am Alter oder an der Zeit in der ich es gelesen habe, aber manchmal hatte ich das Gefühl, dass er mir aus der Seele spricht und die Zerrissenheit der Jugend sehr gut zusammengefasst hat.

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    1. Danke für deinen Kommentar! Ich denke auch, dass Spinner bei vielen den richtigen Nerv trifft. Ich habe mich zum Beispiel bei Vom Ende der Einsamkeit sehr gut mit Jules und seiner Schwester Liz identifizieren können. LG

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