Was hat sie wirklich gesehen?
Anna Fox lebt allein. Ihr schönes großes Haus in New York wirkt leer. Trotzdem verlässt sie nach einem traumatischen Erlebnis ihre vier Wände nicht mehr. Anna verbringt ihre Tage damit, mit Fremden online zu chatten, zu viel zu trinken – und ihre Nachbarn durchs Fenster zu beobachten. Bis eines Tages die Russels ins Haus gegenüber einziehen – Vater, Mutter und Sohn. Bei dem Anblick vermisst Anna mehr denn je ihr früheres Leben, vor allem, als die neue Nachbarin sie besucht. Kurze Zeit später wird sie Zeugin eines brutalen Überfalls. Sie will helfen. Doch sie traut sich nach wie vor nicht, das Haus zu verlassen. Die Panik holt sie ein. Ihr wird schwarz vor Augen. Als sie aus ihrer Ohnmacht erwacht, will ihr niemand glauben. Angeblich ist nichts passiert … Klappentext
Eindruck:
„Nimmst du deine Medikamente wie vorgeschrieben?“
Nein. „Ja.“
„Und du trinkst nicht?“
Natürlich. „Natürlich nicht.“
Ein Auszug aus S. 318 aus dem Roman „the woman in the window“ von A.J. Finn, welches das Leben von Anna Fox am prägnantesten beschreibt.
Im ersten Drittel des Thrillers lernt der Leser die Umgebung – die Nachbarschaft kennen – aus der Perspektive der Kamera von Anna Fox. Dieses Setting ist wichtig um die Umstände kennenzulernen, in welchen Anna lebt. Besser: leben muss.
Anna ist eine Gefangene in ihrem eigenen Haus. Trinkt viel, nimmt Medikamente und liebt alte Thriller von Hitchcock und Co. Aufgrund von Panikattacken kann sie das Haus nicht mehr verlassen und wohnt dort von ihrer Familie getrennt. Dieser Plotaufbau an einem klaustrophobischen Schauplatz ist ein Garant für einen spannenden Thriller.
„Manchmal kommen mir viel zu viele Gedanken gleichzeitig. So als wäre mein Ich ein riesige Kreuzung, und alle hätten gleichzeitig grün.“ S. 111
„Es ist nicht so, dass du eine Handvoll Pillen einwirfst und dir sowas einbildest.“ S.257
Meinung:
Der Autor schafft es beim Leser Bilder im Kopf herzustellen, indem er seine Protagonistin ihre erlebten Situationen mit alten „Film noir“ vergleichen lässt. Auch das Setting und die Gedanken in der Ich Perspektive nehmen den Leser unmittelbar an den Ort des Geschehens. Annas Figur ist perfekt durchdacht und absolut authentisch. Ich mochte sie auf Anhieb. Das Schicksal von Anna und ihre Vergangenheit lassen sich erahnen und doch bleibt Anna ein Rätsel, welches nach und nach, wie ein Puzzle, ein Gesamtbild ergibt.
Ab dem zweiten Drittel nimmt der Thriller Fahrt auf und es kommt zu überraschenden Wendungen. Es ist nie so, wie es auf dem ersten Blick scheint und das liebe ich bei Thrillern.
Die Schreibweise ist kurz und prägnant. Kurze Kapitel. Viele Spannungsbögen. Der Autor spielt mit dem Leser. Lässt zwischendrin glauben, was die Polizei glaubt und man verzweifelt mit der Protagonistin. Ein grandioses Thriller Meisterwerk. Ich warte auf die Verfilmung!
Absolute Leseempfehlung! 5 von 5 Sterne.
Ich danke dem Blanvalet Verlag und Randomhouse für das Rezensionsexemplar. Dies hatte keinerlei Einfluss auf meine Meinung!
ISBN-13: 978-3764506414
Ähnliche Triller mit klaustrophobischen Setting: