„Niemand ist nur ein Mal wer. Jeder ist bei jedem ein anderer.“
S.111
»Männer ohne Möbel« heißt dieses Buch, weil die Männer in Ellies Leben Angst vor richtigen Restaurants haben und Erdbeermilch trinken und auf Matratzen ohne Bettgestell schlafen. Es könnte aber auch »Zwischen uns ist alles gut« heißen, wie Alvaro sagt, der esoterische Argentinier, der Ellie ohne Erklärung nach einem halben Jahr verlässt. Oder »In Italien ist das nicht anders«? Weil auch in Italien, einer Kneipe am Neuköllner Landwehrkanal, alle nur Liebe wollen, egal ob sie sich für Marlon Brando halten oder ihrem Bier von einer Frau erzählen, von der sonst keiner glaubt, dass es sie gibt. Und Ellie? Besucht unter dem Titel »Mein Happy End bin ich!« einen Schreibkurs an der Volkshochschule. Dort lernt sie sich als Romanfigur zu betrachten und macht aus ihrem Leben ein Lieblingsbuch. Es endet in Italien, im richtigen – und mit einer Überraschung. Irgendwo zwischen Fleabag und Loriot, zwischen Herr Lehmann und Herr der Ringe erzählt dieses Buch mit Tempo und Lakonie von der Liebe in Zeiten von Codes und offenen Türen, von Lebensfreude-Duschgels und Tastentelefonen. Ein Buch für jede Young Fun Person – und für alle anderen noch viel mehr. Klappentext
„Es ist doch immer so, dass sie einen wollen, wenn sie das Gefühl haben, sie könnten einen verlieren.“
S. 189
Herrlich ironisch und herrlich ehrlich ist dieser Debütroman von Alexandra Stahl. Auf ihn aufmerksam bin ich durch Instagram geworden – meine größte Inspirationsquelle für aktuelle Literatur.
Die Autorin schreibt in einem lockeren Schreibstil über das Dating in der Großstadt. Wechselt selbstverständlich zwischen Deutsch und Englisch, weil es heutzutage eben nun mal so ist, ohne groß darüber nachgedacht zu haben. Berlin als Stadt der Unverbindlichkeit und Hedonisten. Als wäre Liebe dort unmöglich. Anders ist es in Italien – der Stammkneipe der Protagonistin – dort wird es zumindest versucht. Über die Erlebnisse mit den Männern ohne Möbel will Ellie in einem VHS Kurs schreiben. Sie als Romanfigur in einer Story mit Happy End.?
„Nichts habe ich mir mehr gewünscht als Ruhe, und nun, wo ich sie habe, bin ich unruhig.“
S. 185
Über einige Monate in Berlin dürfen wir Ellie begleiten und lernen die ein oder andere Figur kennen, die selbst unsere Nachbarin oder Kollege sein könnte. Auf die Frage, ob sie an einem Samstagabend in Berlin wirklich früh nach Hause möchte, antwortet Ellie, dass sie sich höchstens fühlt wie Dienstag in Hannover und da hatte mich die Autorin völlig überzeugt. Der Leser taucht in Ellies Gedanken und Dialoge ein und will unbedingt wissen, ob es am Ende gelingen wird, jemanden zu finden, der bereit ist und nicht sagt: „Es liegt nicht an dir.“, sich umdreht und verschwindet.
„Es waren ja immer die gleichen Sätze“
S. 174
Ich habe beim Lesen einiges gelernt. Nämlich was SUP bedeutet und wie die allgemeine Übersetzung von Textnachrichten sind, wenn sie von Männern um 3 Uhr nachts geschickt werden. Was Psychomagie ist und das ich eigentlich mal wieder Bock auf ne kalte Erdbeermilch hätte.
Absolute Leseempfehlung. Eventuell aufs Taschenbuch warten, wer nicht 22 EUR für zwei Tage Lesevergnügen ausgeben möchte/ kann.

Männer ohne Möbel
Hardcover 22 EUR
ISBN:978-3990272459
Jung und Jung Verlag März 2021
Noch mehr Großstadtdating & Begehren?
Bitteschön: „Wie man mit einem Mann unglücklich wird“ von Ruth Herzberg